Ja – ich bin im November 2020 nach Costa Rica gereist.
Ja - mitten im „Lockdown light“ und mit „Reisewarnungen“ für fast alle Länder der Welt.
Das Reiseprogramm, an dem ich vor kurzem mit ca. 30 Kolleginnen und Kollegen aus ganz Europa teilgenommen hatte, war mit einer Reisemesse und einer Rundreise verbunden und ursprünglich für Mai 2020 vorgesehen. Dieser Termin fiel zwar dem Virus zum Opfer, aber zur großen Überraschung kamen Mitte August die Organisatoren wieder auf die schon angemeldet gewesenen Teilnehmer zu und begannen, für November 2020 die Planungen zu reaktivieren.
Costa Rica arbeitete bereits sehr früh intensiv an einem touristischen Neustart, die Hotels, Transferunternehmen, Ausflugsanbieter etc. wurden mit Hygieneprotokollen versehen, ohne deren Erfüllung (Zertifizierung) sich nicht um Gäste gekümmert werden darf. Seit August 2020 sind Einreisen wieder gestattet. Es gibt ein Online-Einreiseformular, das kurz vor Einreise ausgefüllt werden muss. Das Gesundheitssystem ist gut aufgestellt, es gab nie medizinische Engpässe, wobei das Land natürlich auch mit vielen Infizierten und Erkrankten zu tun hat. Auch hier werden die meisten Infektionen im privaten Bereich durch Familie und Freunde „weitergereicht“.
Ich habe Anmeldung erneut bestätigt, das Ganze hat sich über die nächsten Wochen entwickelt und immer mehr konkretisiert. Es folgten bald das Programm, die Namen der mitreisenden Kolleginnen und Kollegen, die Aufteilung in 4 Gruppen (die sich fast nicht treffen werden), die Hotels, in denen übernachtet wird, die Flugtickets.
Die Reise wurde von Woche zu Woche immer realer und ich immer irritierter: ich möchte dorthin reisen und dieses Land endlich persönlich kennenlernen, für das ich schon so oft Reisen aus unserem Programm verkauft habe. Andererseits beschäftige ich mich auch mit all den Bedenken, die mit einer Fernreise in Coronazeiten zu tun haben. Im Innersten habe ich nicht daran geglaubt, dass bei all den Umständen und wie es sich in Europa entwickelt, diese Tour stattfinden kann.
Europa geht in den nächsten Lockdown, die „Risikogebiete“ werden mehr statt weniger und Costa Rica schafft Ende Oktober den verpflichtenden PCR-Test für die Einreise ab… Das ist ein starkes Signal. Dieses Land hat sich tatsächlich hervorragend auf seine Besucher vorbereitet – wie ich bald feststellen werde.
Jetzt gilt es, noch die letzten Bürokratiehürden für die Online-Einreiseanmeldung zu nehmen (u.a. Nachweis von Reiseversicherungen, die eine Reise in ein „Risikogebiet“ absichern), Airporthotel buchen (Übernachtung ist ja für beruflich bedingte Reisen gestattet) und dann ging´s tatsächlich los.
Im Terminal 2 der Münchner Flughafens herrscht morgens gähnende Leere, die Lufthansa und StarAlliance-Abflüge des ganzen Tages passen auf 4 Anzeigetafeln, die bisher nur Platz für Abflüge bis vormittags boten. In Frankfurt stehen abseits gegroundete/geparkte Airbus 380 und Boeing 747, im Terminal ist jede zweite Sitzgelegenheit mit einem Band blockiert, um den Abstand wahren zu können.
Es wird mit Abstand eingestiegen, im Flugzeug bekommt jeder ein Tütchen mit einem Desinfektionstüchlein ausgehändigt, es ist untersagt, in den Gängen sich die Füße zu vertreten oder ein bisschen rumzustehen. Recht hart bei einem 12-Stunden-Flug und „ja“: – zur Toilette darf man gehen. Ich persönlich trage eine FFP2-Maske, unter der ich überraschenderweise sogar das ein und andere Stündchen schlafen kann.
Und irgendwann sind auch die 12 Stunden rum, wir werden zum Ausstieg nach Reihen aufgerufen, mit Abstand verlassen wir den Airbus 340 und ab jetzt erfahre ich, wie Hygieneprotokolle wirklich gehen können!
Am Flughafen im Ankunftsbereich Temperaturmessung per Kamera im Vorübergehen. Desinfektionsgel aus den Spendern auf die Hände, 1,8 Meter Abstand. Der Transferfahrer sprüht Koffer und Handgepäck mit einem Desinfektionsmittel ein und misst die Temperatur vor dem Einsteigen.
Am Hotel: Temperaturmessung unmittelbar am Eingang, Gel auf die Hände, die Zimmertür ist versiegelt = seit der letzten Desinfektion war niemand mehr im Raum.
Am Buffet ist alles abgepackt, bzw. der Koch reicht das Gewünschte oder es wird a la carte bestellt. Der Tisch wird vor dem Setzen abgewischt.
Nirgends in Costa Rica kommt man rein ohne Desinfektionsgel/-spray ("alcohol") und bei Hotels und Fahrten gibt’s die Temperaturmessung noch dazu. Maske muss überall dort getragen werden, wo die 1,8 m Abstand nicht eingehalten werden können, die "Ticos" tragen aber nahezu ohne Ausnahme die Maske auch an der frischen Luft.
Aber nun bin ich in gut in Costa Rica angekommen, es gibt keine Unsicherheiten mehr und starte los!
Ich mache einen Ausflug zum Vulkan Irazú und durfte den bekannten Stau durch San José in beiden Richtungen kennenlernen. San José liegt auf knapp 1.200m, der Irazú hat 3.400m – und bei der Stunde, die ich alleine (!) dort oben bei herrlichstem Wetter spazierengegangen bin, ist mir echt die Luft weggeblieben. Und das ist wirklich ganz anders, als wenn man bloß unfit ist und keine Kondition hat. Das Gefühl, tief zu atmen, aber es bringt nicht viel, ist schon sehr beeindruckend.
Einen Tag später fand die Reisemesse mit den regionalen Partnern im Eingangsbereich des Goldmuseums statt, das auf jeden Fall einen Besuch wert ist. Sehr schade, daß ich hierfür nicht mehr Zeit bekomme...
Nach der Reisemesse (mit Abstand, Maske und viel „alcohol“) begann unsere Rundreise.
Damit der Weg nach Santa Elena im Monteverde nicht so lang wird, legen wir einen kurzen Stopp in der Stadt Alajuela mit einer Einführung in die Geschichte Costa Ricas ein. Auch hier sind – wie in ganz Costa Rica - öffentliche Plätze und Parks gesperrt. Für unser Mittagessen wählten wir abseits der Route ein kleines landestypisches Restaurant. Gallo Pinto, Ceviche, Patacones, Olla de Carne – ich freue mich an der Küche Costa Ricas, auch wenn diese keine großen Experimente macht oder Herausforderungen bietet. Costa Rica wird wegen Landschaft, Flora und Fauna besucht und nicht wegen einer exquisiten Cuisine…
Cloud Forest – Nebelwald, diese Monteverde-Region macht ihrem Namen alle Ehre. Wolken, Sonne, Nebelfetzen, Nieselregen, Wolkenbruch, Gewitter, dramatischer Sonnenuntergang - alles wird aufgefahren für uns, diese Wetterlage hier ist angeblich der klassische Normalzustand.
Wir probieren am nächsten Tag Ziplining aus: sicher „aufgehängt“ fliegen wir mehrfach hunderte Meter kreuz und quer über ein Tal. Adrenalin extra gibt es noch für die Hartgesottenen, die on Top einen BungeeJump buchen und sich damit einen Traum erfüllen. Danach: strahlende Gesichter, denen man das Herzrasen noch ansieht…
Die Nacht über schüttet es mit Gewittereinlagen wie aus Eimern. Überraschenderweise ist die Straße zurück zur „Interamericana“ (=Panamericana) frei zu befahren. Die Spuren der Räumung von kleineren Erdrutschen sind zu sehen, die erst seit kurzem durchgängig asphaltierte Straße ist in einem sehr guten Zustand.
Wir stoppen kurz am Rio Tarcoles und tatsächlich lassen sich dort unter der Brücke die berühmten Krokodile sehen. Mächtige Tiere – am besten nur mit Abstand und per Kamera zu genießen.
Wir reisen die folgenden Tage über mehrere Stationen am Pazifik entlang, wobei unser Programm leider nur zulässt, Eindrücke zu sammeln und nicht dem Strandurlaub zu frönen. Und die Strände sind wirklich sagenhaft schön, super-geeignet für Badeurlaub (auch für Familien) und in einigen Regionen auch zum Surfen. Und sie sind nahezu menschenleer zu Beginn der „Hauptsaison“.
Wir machen Station bei Herradura mit dem Carara Nationalpark (NP) im Hintergrund, der für seine besonders große Population an Aras bekannt ist. Aber auch außerhalb des Parks bekommen wir einige Exemplare zu Gesicht und vor die Kameralinse.
Die Fahrt geht auf der Küstenstrasse weiter gen Quepos und dem Manuel Antonio NP. Hier sehen wir in einer Hotelanlage zum ersten Mal zwei „Perezoso“ = Faultiere. Das englische Wort „sloth“ ist nach meiner Meinung ein viel treffenderer Begriff für diese Tiere.
Um ehrlich zu sein – wir Europäer sind fast chancenlos, die einheimischen Tiere in der Flora zu sichten. Es ist immer wieder unser Reiseleiter, ein Hotelangestellter oder Einheimischer, der mit dem Finger in eine Richtung zeigen und wir brauchen vergleichsweise lange, um das „Objekt“ dann zu erkennen. Als Highlight des Tages durften wir beobachten, wie sich eines der „Perezoso“ im Baum neu einrichtete …. gaaaaaaannnnnnnnzzzzz laaaaaaaangssssaaaaaaaaaammmmmm….
Von Quepos aus fahren wir nach Uvita weiter und verbringen eine Nacht in einem Hotel, das bei uns im Nachklang der erklärte Favorit sein wird: Cristal Ballena. Eine Familie aus Österreich hat sich vor 20 Jahren einen Traum erfüllt hat und diese phantastische Hotelanlage oberhalb der Küstenstrasse mit phänomenalem Blick über den Pazifik und den Marino Ballena Meeresnationalpark angelegt. Und inzwischen wissen wir, dass wir uns ab ca. 16 Uhr mit einem Mückenschutz befassen sollten…
Am nächsten Tag müssen wir uns vom Pazifik verabschieden und machen uns auf den Weg zum Cerro de la Muerte - nicht ohne auf knapp halbem Weg einen Stopp in San Isidro de General einzulegen, einem wichtigen Dreh- und Angelpunkt in dieser Region Costa Ricas. Das trockene Wetter verlässt uns und unser Fahrer erklimmt mit dem Bus – nun wieder auf der „Interamericana“ – Höhenmeter um Höhenmeter, überholt achtsam viele Radfahrer und LKWs, die sich im Regen auf die gut 3.400 Meter hocharbeiten.
In einem Truckstop essen wir zu Mittag und freue uns an den vor den Restaurantfenstern aufgehängten Fütterstellen für Kolibris. Satt vom Mittagessen können wir uns allerdings an diesen farbenfrohen und flinken Perlen mit Flügeln nicht satt-sehen. Viele viele viele Bilder auf der Speicherkarte und nur die wenigsten werden scharf sein….
Auf der Passhöhe angekommen, biegen wir nach San Gerardo de Dota ab und verlieren auf einer schmalen und steilen Straße, die nur auf den ersten Kilometern sehr gut asphaltiert ist, schnell wieder mehrere hundert Höhenmeter, bis wir an unserer nächsten Unterkunft, der Trogon Lodge ankommen. Die Hotelanlage schmiegt sich in das Tal des Rio Savegre, alle Pflanzenpracht ist in Nieselregen und Nebel gehüllt, es ist frisch, wir ziehen uns warm an, in den Zimmern gibt es statt einer Klimaanlage einen kleinen Heizkörper.
Ich bin wahrlich kein Frühaufsteher und Weckerklingeln um 05:30h am nächsten Morgen, ist echt arg – aber es wird sich lohnen! Ein schneller Kaffee im Restaurant und wir fahren ein paar Kilometer die Straße weiter runter. Wir treffen auf Raul, der in seiner Anlage genau weiß, wo und in welchem seiner Avocadobäume frühmorgens, bevor die Sonne über den Bergrücken kommt, ein Quetzal zu sehen sein wird. Die zwei, drei dieser mythischen Göttervögel, die wir in den Bäumen aus ca. 5-10 m Entfernung beobachten dürfen, faszinieren uns und unser Reiseleiter erzählt uns leise viel Wissenswertes zu diesem Vogel, der nur in bestimmten Regionen Mittelamerikas heimisch ist.
Quetzal-glücklich genießen wir unser Frühstück, packen unsere Sachen in den Bus und finden es sehr schade, hier nicht den ein und anderen Tag bleiben zu dürfen.
Es ist noch Zeit, der ehemaligen Hauptstadt Cartago mit seiner 1910 noch vor der Fertigstellung durch ein Erdbeben zerstörten Kirche und der Basilika einen Besuch abzustatten. Wir stromern durch die Markthalle (mit der üblichen Einlasskontrolle: Thermometer und „alcohol“) und erfahren auch einiges Interessantes zu den Bahnlinien in Costa Rica, von denen derzeit nur noch werktags die Verbindung Cartago – San José auf der Schmalspur in Betrieb ist.
Abends schon checke ich in der fast menschenleeren Halle des Juan Santamaria Airport bei der Lufthansa ein. Knapp 11 Stunden Flugdauer bis Frankfurt, der Weiterflug nach München und der November in Deutschland liegen vor mir. Ebenso liegt nun vor mir die 10-tägige verpflichtende Quarantäne, die ich bereits nach 5 Tagen mit einem Negativ-Ergebnis aus dem PCR-Test wieder verlassen darf. Bei all den Maßnahmen, die ich während der Reise und den Flügen erfahren habe, die auch in keiner Art und Weise die Abläufe oder Erlebnisse beeinträchtigt hatten, gab es für mich keine Unsicherheit, dass der Test anders als „negativ“ für mich ausgehen würde.
Aktuell bietet Costa Rica seinen Besuchern viel Platz und ein besonderes Reiseerlebnis. Man schaut aus der Krise heraus nach vorne und setzt alles daran, um den Gästen unvergessliche und einzigartige Erlebnisse bieten zu können.
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