Eine staubige Piste führt mit den schneebedeckten Gipfeln Cordillera Vilcabamba im Rücken zunächst über eine fast baumlose trockene Hochebene und dann am Andenosthang hinab ins unendlich scheinende Grün. Der Manu Nationalpark begrüßt mich mit einer enormen Vielfalt an Moosen, Farnen und Flechten, die auf, unter und zwischen den Bäumen wachsen. Und Nebel. Der strahlend blaue Himmel des peruanischen Hochgebirges ist im Bergregenwald plötzlich verschwunden. Diese Vegetationszone ist die Heimat des scharlachroten Andenklippenvogels sowie zahlreicher Orchideenarten, die einzigen Farbkleckse im dichten Grün.
Nach langer Fahrt (und inzwischen im tropischen Tieflandregenwald) erreiche ich den Rio Madre Dios, den Namensgeber der Region, in den später auch der Manu und der Tambopata münden, um sich in Bolivien in den Rio Beni zu ergießen. Dieser ist ein Zufluss des Mamoré, der in den Madeiras mündet, einer der größten Zuflüsse des mächtigen Amazonas. Doch so weit reicht meine Reise nicht; der Rio Madre Dios und Manu mäandern aufgrund des geringen Gefälles und entsprechenden Fließgeschwindigkeit sehr stark. An vielen Stellen kann man regelrecht beobachten wie der Fluss das Ufer auf der einen Seite abträgt und etwas weiter flussabwärts das Ufer auf der anderen Seite neu aufbaut. Die abgeschnittenen Altarme (spanisch „cocha“) sind bevorzugte Heimat der Riesenotter, ein entfernter Verwandter des europäischen Fischotters, die jedoch 2m lang werden.
Ich befinde mich nun in der inneren Reservats-Zone des Parks und das Klima ist so wie man es erwartet: sonnig, heiß, schwül mit gelegentlichen Schauern. Dies lockt besonders in den frühen Morgen- und späten Abendstunden viele interessante Fotomotive vor meine Linse: in den Baumwipfeln über mir schwadronieren Gruppen von Kapuziner- und Totenkopfäffchen, gelegentlich sieht man (und hört nicht nur) Brüllaffen, daneben stößt man aber auch auf Wollaffen, Titi, Klammeraffen und verschiedene Tamarindarten. Auf den Sandbänken sonnen sich Schildkröten und Kaimane, gelegentlich entdeckt man auch Spuren von Tapiren und Raubkatzen wie dem Ozelot oder Jaguar. Doch der Park bietet noch mehr. Während einer Nachtwanderung begegne ich einer ganzen Reihe von außergewöhnlichen Spezialisten: eine riesige Geißelspinne (eine Kreuzung zwischen Skorpion und Spinne), fluoreszierende Pilze, verschiedene Froscharten und schließlich auch zwei Tapire, die ich in einer Lehmlecke beobachten kann.
Apropos Lehmlecke: die bekannteste, weil auch eine der größten weltweit befindet sich in der Nähe des Tambopata Research Centers, einer Eco-Lodge am gleichnamigen Fluss, die gleichzeitig auch als wissenschaftliche Forschungsstation genutzt wird. Im Fokus des Interesses liegen die Aras, deren Bestand unter anderem auch durch illegalen Handel gefährdet ist. Diese Lehmlecken locken je nach Jahreszeit unterschiedlich viele Aras und weitere Papageienarten an. Entsprechende Geduld vorausgesetzt kann man hier nun ein erstaunliches Schauspiel beobachten, wenn ein bunter Vogel nach dem anderen aus den umliegenden Bäumen hinunter fliegt, sich an den erdigen Hang klammert und Lehm aufnimmt. Später erfahre ich von einem der Wissenschaftler, dass die Tiere den Lehm vermutlich als Hilfsmittel zur Verdauung toxischer Stoffe brauchen. Denn gerade in der Trockenzeit wird das Nahrungsangebot für die Aras knapp, sodass sie sich teils auch von für sie giftigen Früchten ernähren.
Auch wenn ich nach nun knapp 2 Wochen im Regenwald täglich immer noch weitere Entdeckungen mache und neues über diesen faszinierenden Lebensraum lerne, muss ich schließlich doch die lange Heimreise antreten, die erneut über den Tambopata Fluss führt. Und als hätte der Regenwald einen Regisseur für meine Reise engagiert taucht am sandigen Ufer plötzlich ein ausgewachsener Jaguar auf, der das Boot noch eine ganze Weile begleitet.
Besser hätte ich mir diese Reise kaum erträumen können.
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